Thanksgiving in den USA

Thanksgiving ist nach Weihnachten der zweitbeliebteste Feiertag in den USA und findet jeweils am vierten Donnerstag im November statt. Wir erklären dir alles Wichtige zum amerikanischen Fest der Dankbarkeit - von alten Familientraditionen über die Truthahn-Rettung bis hin zum obligatorischen Thanksgiving-Dinner.

Die Geschichte von Thanksgiving

Es gibt drei verschiedene Geschichten, die um den Titel „Der wahre Ursprung von Thanksgiving” konkurrieren, insofern ist die Entstehung des Erntedankfests in den USA nicht ganz eindeutig:

  • Bei den Wampanoag, einem bundesstaatlich anerkannten Stamm amerikanischer Ureinwohner wurde Thanksgiving immer dann gefeiert, wenn es einen Anlass gab. Dies konnten eine gute Ernte, die Geburt eines Kindes oder andere Glücksfälle sein.
  • Spanische Kolonisten feierten anno 1541 im heutigen Texas zusammen mit dem indianischen Volk der Caddo das erste Thanksgiving, um sich für die verfügbaren Nahrungsmittel zu bedanken.
  • Die Pilgerväter feierten 1621 gemeinsam mit den Wampanoag ein großes Erntedankfest, um sich für deren Hilfe nach ihrer Ankunft in Amerika zu bedanken.

Etwa 300 Jahre bevor die USA damit begannen, sich pünktlich Ende November ins „Food Koma” zu futtern, wurde Thanksgiving also zunächst ohne feste Regeln gefeiert. Zum offiziellen Nationalfeiertag wurde das Fest der Dankbarkeit erst im Jahr 1941 erklärt – durch US Präsident Franklin D. Roosevelt.

Seither „pilgern” jedes Jahr vor Thanksgiving Millionen von US-Amerikanern in ihre Heimatorte zu den Familien und legen damit zuverlässig die komplette Infrastruktur der USA lahm. 

Wer feiert Thanksgiving?

Thanksgiving wird in den USA unabhängig von Konfession und Herkunft gefeiert. Auch in anderen Ländern wie Deutschland, Kanada und England wird das Erntedankfest gefeiert, aber die US-Amerikaner sind unbestritten die absoluten Thanksgiving-Weltmeister.

Warum wird Thanksgiving gefeiert?

Bei Thanksgiving geht es um einen Ausdruck der Dankbarkeit – das weiß jeder US-Bürger. 

Das amerikanische Erntedankfest ist der Tag der Wärme, der Familie und der Freundschaft. Die Menschen kommen zusammen und besinnen sich darauf, wie gut es ihnen geht und wem sie dies zu verdanken haben. 

Du solltest an Thanksgiving einfach jedem danken, der dir in den Sinn kommt: deinen Eltern, deinen Lehrern, deinen Kindern, deinen Haustieren… vielleicht sogar dem Paketboten, der nie klingelt, und dem Typen, der dir gestern den Parkplatz geklaut hat. 

Dankbarkeit ist gesund, und das wissen die Amerikaner. Wenn du dich einmal in Ruhe hinsetzt, wirst du sehr viele Gründe finden, um Menschen, Tieren oder der Natur zu danken.

Wie hat sich Thanksgiving verändert?

Im Gegensatz zu den mittlerweile überkommerzialisierten Festen Weihnachten und Halloween hat sich Thanksgiving in den Köpfen der meisten Amerikaner nicht allzu stark verändert. 

Die wenigen Neuerungen in der Popkultur” des Festes wurden vor allem von der Lebensmittelindustrie oder den sich verändernden Familienstrukturen der Amerikaner verursacht. Ein paar spannende Entwicklungen in der Geschichte von Thanksgiving sind:

  • Friendsgiving: Viele Amerikaner legen immer weniger Wert darauf, zwanghaft in konservativen Mutter-Vater-Kind Strukturen zu leben und suchen sich deshalb eine Framily” (Wortmix auf Friend” und Family”), mit der sie das Fest der Dankbarkeit verbringen.
  • Dosenfutter: Wir wissen nicht, wie die Werbeindustrie das geschafft hat, aber es gibt seit den 1950er Jahren traditionelle” Thanksgiving-Gerichte, die komplett aus Konserven wie Champignoncremesuppe und Dosengemüse bestehen. Das vielleicht berühmteste Beispiel dafür ist die Green Bean Casserole”.
  • Lebensmittel-Experimente: In modernen Haushalten wird heutzutage gern mit exotischen Beilagen versucht, das traditionelle Thanksgiving-Dinner etwas aufzupeppen. Da wird der Kartoffelbrei frittiert, da werden ganze Kohlköpfe geröstet und die gute alte Casserole ist plötzlich voller Pfirsiche – ganz zum Leidwesen von Oma und Opa.
  • „Turkey” und „Baked Ham” jetzt auch vegan: Die Amerikaner entscheiden sich immer öfter für tierleidfreies Essen. So entstand ein komplett neuer Zweig der Lebensmittelindustrie: Die Festtags-Braten aus Tofu, Seitan, Pilzen und Hülsenfrüchten heißen Tofurky”, Quorn Turk’y Roast” oder Vegan Whole Turkey” und sie sehen oft täuschend echt aus. Schmecken sie auch? Das musst du selbst beurteilen. 

Bräuche und Traditionen: So wird Thanksgiving in den USA gefeiert

Traditionell kommt an Thanksgiving die ganze Familie zu einem großen Festessen zusammen, wobei der Fokus nicht auf dem Essen, sondern auf dem gemütlichen Beisammensein liegt. Hierbei wiederholen sich die alten Bräuche von Jahr zu Jahr.

Das Thanksgiving-Dinner

Zu den wichtigsten Bestandteilen des Thanksgiving-Dinners gehören:

  • Truthahn: Deshalb wird Thanksgiving in den USA auch „Turkey Day” genannt. Der Riesenvogel wird mit einer leckeren Füllung (früher waren es oft Austern, heute eher Brot mit Kräutern und/oder Kastanien) im Ofen geröstet.
  • Gebackener Schinken: Baked Ham oder auch Glazed Ham wird entweder statt des Truthahns oder auch gleichzeitig serviert. Die oft süß-saure Zubereitung mit Ananas- oder Aprikosenglasur und Honig ist sicherlich Geschmackssache, aber die Zubereitung ist wesentlich einfacher als beim Turkey. 
  • Gefüllter Kürbis: Ein gerösteter Kürbis kann mit so ziemlich allem gefüllt werden, was lecker ist. Hier müssen dann auch die Vegetarier und Veganer nicht verhungern. Beliebte Füllungen bestehen aus Maisbrot, Pilzen, Kale (Das ist Grünkohl, aber cooler), manchmal Nudeln und Thymian. Je nach Geschmack kommen Eier, Käse und Sahne hinzu.
  • Cranberry-Sauce: Die Frage, ob Thanksgiving Cranberry-Gelee lecker oder pervers ist, spaltet Familien, Freundeskreise und vielleicht sogar ganz Amerika. Sehr oft wird die herb-süße Zutat nämlich einfach als wabbeliger lila Klotz aus einer Konservendose geschüttelt und genau so serviert. Die selbstgemachten Varianten sind hingegen meistens lecker und gesund.
  • Kartoffelpüree: Es muss vor Butter nur so triefen, erst dann ist es richtiges Thanksgiving-Kartoffelpüree.
  • Kürbiskuchen: Ebenfalls ein umstrittenes Thanksgiving-Gericht ist der obligatorische Kürbiskuchen. Handelt es sich um die aus Film und Fernsehen bekannte Kürbistarte (Pumpkin Pie), dann ist er zumindest sehr hübsch anzusehen. Je nach Rezept kannst du es hier aber mit ziemlich verrückten Gewürzen und unerwarteten Geschmacksrichtungen wie Pfeffer, Muskat, Ingwer, Kardamon und Nelken zu tun bekommen.

    Tipp: Auch beim Kürbispüree für den Pumpkin Pie gibt es in den USA die Konservendosen-Variante. Wir würden von der Verwendung jedoch abraten, sofern du noch im Besitz deines Geschmackssinns bist.  
  • Süßkartoffelauflauf: Auf einer Schicht aus Süßkartoffeln werden entweder Marshmallows oder brauner Zucker (oder beides) verteilt. Danach kommt das Ding in den Ofen.
  • Mais: Das gelbe Getreide wird entweder am Kolben, aus der Dose oder sogar aus dem Tiefkühler zubereitet.
  • Weiteres Gemüse wie grüne Bohnen, Karotten, Sellerie, Pastinaken, Steckrüben, Spargel, Rosenkohl, frischer Salat, Blumenkohl oder ein Relish aus eingelegten Pickles wie Essiggurken, Oliven, Paprika und Zwiebeln
  • Gebäck: Hierzu gehören oft Maisbrot, Brötchen, Kekse und gefüllte Pasteten. 

  • Kuchen, Kuchen, Kuchen! Ein saftiger Pekannusskuchen gehört unbedingt zu Thanksgiving dazu. Oft werden auch Apfelkuchen, Kirschkuchen oder Süßkartoffelkuchen serviert. 
  • Regionale Spezialitäten sind natürlich auch oft dabei. Jeder Winkel der Vereinigten Staaten hat an Thanksgiving eine eigene traditionelle Leckerei zu bieten.
  • Nach dem Essen: „Wishbone” brechen. Das Gabelbein des Truthahns wird von zwei Personen an beiden Enden festgehalten. Wer nach dem Auseinanderziehen das größere Stück in der Hand hält, darf sich etwas wünschen.

Wie verbringen Amerikaner den Thanksgiving-Tag

Auch außerhalb der gedeckten Thanksgiving-Tafel gibt es ein paar Dinge, die die meisten Amerikaner gern am Thanksgiving Day tun. Wir skizzieren einen typischen Tagesablauf:

  • 09:00 Uhr: Macy’s Thanksgiving Day Parade im TV: Die sensationelle Parade mit ihren berühmten „Floats” (schwebende Figuren) zieht jedes Jahr durch die Straßen von New York City. Millionen von Zuschauern verfolgen das gigantische Spektakel live am TV. Macy’s Day Parade dauert bis zum Mittag. 

    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 10:00 Uhr: Letzte Besorgungen + Essensvorbereitungen

  • 12:00 Uhr: Offizielle Truthahn-Begnadigung durch den US-Präsidenten im TV. Jedes Jahr bekommen zwei Thanksgiving-Turkeys beim „Annual Turkey Pardon“ das Leben geschenkt. Die glücklichen Gewinner werden von der National Turkey Foundation ausgewählt.
     
    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 12:00 Uhr: Drinks! Gern gönnt sich der Durchschnitts-Amerikaner schon jetzt sein erstes alkoholisches Getränk. Oft werden herbstliche Cocktails mit Ingwer, Cranberry und Zimt oder heißer Apple Cider mit Vanille gereicht.
     
    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 12:00 Uhr: National Dog Show im TV: Amerikas niedlichster Wettbewerb hat in den USA in etwa den Stellenwert von „Dinner for One” in Deutschland und wird eher als ironische Tradition verstanden. In diesem Jahr werden 20 Millionen Zuschauer erwartet. Die National Dog Show läuft bis 14 Uhr. 

    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 12:20 Uhr: Drinks! Bier geht auch.
     
    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 12:30 Uhr: American Football im TV. An Thanksgiving laufen traditionell bis zum späten Abend verschiedene NFL- und College-Football-Spiele auf Fox, CBS, NBC und anderen Sendern.
     
    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 12:20 Uhr: Drinks! Champagner? 

    Parallel: Essensvorbereitungen
  • 13:00 Uhr: Essen, Essen, Essen. Die Startzeiten für das große Fressen variieren natürlich stark. Gesnackt und geknabbert wird aber eigentlich den ganzen Tag lang.

  • 13:00 Uhr: Drinks! Einer geht noch, einer geht noch rein.

  • 17:00 Uhr: Essen, Essen, Essen. Du solltest mittlerweile bei stattlichen 3,000 Kalorien angekommen sein. Und es geht noch weiter.

  • 17:00 Uhr: Drinks! Um das klarzustellen: Es gibt natürlich auch hervorragende alkoholfreie Cocktails zu Thanksgiving. Und Cola (das US-amerikanische Nationalgetränk) hilft außerdem gegen das Völlegefühl.
  • ab 19:00 Uhr: Ab in die Bar - mehr Drinks! Jeder, der an Thanksgiving in die Heimat zu Familie und alten Freunden fährt, möchte letztere natürlich auch treffen. Während besonders junge Leute bereits am „Blackout Wednesday” (dem Tag vor Thanksgiving) in die Bar ziehen, verlaufen sich die älteren Generationen traditionell eher an „Drinksgiving” auf eine der zahlreichen Partys in der Umgebung.

Wie lang sind die Thanksgiving-Ferien in den USA?

Da Thanksgiving traditionell an einem Donnerstag stattfindet, nehmen die meisten Amerikaner sich den Freitag danach frei, um einen 4-Tage-Urlaub zu genießen. Mit teilweise mehrtägigen An- und Abreisezeiten verlängert sich der individuelle Urlaub zum Erntedankfest natürlich entsprechend.

Warum essen die Amerikaner Truthahn zu Thanksgiving?

Verantwortlich für das jährliche große Truthahnessen waren mit großer Wahrscheinlichkeit die ersten englischen Einwanderer, die sich schlicht wegen der praktischen Größe” des Vogels für ihn als Festmahl entschieden. Genau wie bei der Entstehung von Thanksgiving gibt es hier aber unterschiedliche Erzählungen. 

In Geschichten über den Ursprung des Erntedankfests in den USA spielt der Truthahn aber eher eine Nebenrolle; es wurde vielmehr Wildfleisch gegessen. Der Thanksgiving-Turkey tauchte erst Mitte des 19. Jahrhunderts derart dominant auf den Festtafeln amerikanischer Haushalte auf.

Bonus: Fun Facts über Thanksgiving

  • Frühes Thanksgiving-Dinner: Viele Familien sind dazu übergegangen, bereits zwischen 13:00 und 15:00 Uhr mit dem Thanksgiving-Essen anzufangen, um dann stundenlang zusammensitzen. Es ist auch nicht unüblich, dass sich ein Familienmitglied während des Dinners kurz für ein Nickerchen aufs Sofa legt und danach wieder zurück an den Tisch kommt, um weiter zu essen. 
  • Wishbone auch ohne Truthahn: Der Amerikaner Ken Ahroni hat mit seiner Firma „Lucky Break” doch tatsächlich kommerzielle Gabelknochen aus Plastik erfunden. Er wollte damit der Verknappung von Thanksgiving-Wünschen ein Ende setzen. Dies führte auch dazu, dass nun Vegetarier und Veganer beim traditionellen Wishbone-Brechen mitmachen können.   
  • Der Truthahn ist keineswegs in allen amerikanischen Haushalten das Hauptgericht. Oft kommen auch Hirsch, Schalentiere oder sogar Aal auf den Tisch. 
  • Amerikaner nehmen pro Kopf an Thanksgiving bis zu 4.500 Kalorien zu sich.

  • Die vom US-Präsidenten begnadigten Truthähne bekommen ihre eigene Leibgarde, wenn Sie zum Weißen Haus gebracht werden. Auf der Website des weißen Hauses stehen außerdem ihre Steckbriefe, in denen die Lieblingsmusik und das Lieblingsessen der Vögel, der Klang ihres „Gobble” (das einzigartige Truthahn-Geräusch) sowie ihre weiteren Lebensziele dargestellt werden.
  • Sanfte Vögel: Truthähne können mit Menschen starke Bindungen eingehen. Sie spielen gern mit runden Gegenständen und sind von Natur aus sehr neugierig. Ähnlich wie Menschen können Truthähne einander anhand ihrer eigenen einzigartigen Rufe erkennen.

Was passiert nach Thanksgiving?

Der Tag nach Thanksgiving wird in den Vereinigten Staaten „Black Friday” genannt und dreht sich in ganz Amerika um die Schnäppchenjagd. Vom US-Einzelhandel erfunden ist der Shopping-Tag für Mega-Rabatte bekannt, wie du sie wirklich nur einmal im Jahr bekommst. Seit sich der Internethandel durchgesetzt hat, folgt auf den Black Friday außerdem noch der Cyber Monday.

Falls du dich gefragt hast, wie du jetzt am besten die 4.500 Kalorien wieder los wirst, dann statte am besten den Einzelhändlern in deiner Gegend am „schwarzen Freitag” einen Besuch ab und shoppe dich wieder fit. 

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